Tag des offenen Denkmals 2022

Der Tag des offenen Denkmals war an Bord der „Margareta“ ein Wochenende des offenen Denkmals. Denkmalschutz passt thematisch perfekt in die Veranstaltungsreihe zum 125-jährigen Jubiläum des Ewers. So lag es nahe, dass Jörg Eisebraun, der Erste Vorsitzende des Fördervereins, eine Aufnahme in das offizielle Programm der Deutschen Stiftung Denkmalschutz in die Wege leitete.
Für das Programm an Bord konnte Jörg hochkarätige Referenten und professionelle Unterstützung in der Moderation gewinnen. Sechs jeweils einstündige Vorträge sorgten für ein abwechslungsreiches Programm in der großen Luke der „Margareta“, charmant moderiert von TAGEBLATT Lokal- und Kulturredakteurin Ina Frank.


Samstag, 10.9.2022

Erfassung und Realisierung von Entwicklungspotentialen der maritimen Kultur

Matthias Bunzel, MLU

Der Vortrag von Matthias Bunzel, noch amtierender Geschäftsstellenleiter der Arbeitsgemeinschaft Maritimen Landschaft Unterelbe – kurz MLU – in Grünendeich bot einen Einblick in deren Organisation, die vielfältigen Aufgaben und den weiträumigen Zuständigkeitsbereich.
Im Fokus der Arbeit der MLU steht das Nutzen und Bewahren der Unterelbe und ihrer Nebenflüsse als maritime Lebensadern. Neben der reinen Informationsarbeit betreibt die Arbeitsgemeinschaft die Vernetzung der Fördervereine in der Region und fördert aktiv den Tourismus, um ein breites Publikum zu erreichen. Der von der MLU aufgelegte Elbefonds bietet finanzielle Unterstützung für Vereine und Anrainer, die von Überflutungen oder Verschickung betroffen sind.
Zentrales Thema der anschließenden Diskussion war dann auch die zunehmende Verschlickung der Uferbereiche, Nebenflüsse, Häfen und Strombauwerke an der Unterelbe, sowie die damit verbundenen Gefahren für die Bewohner der betroffenen Küstenabschnitte. Dabei wurden aber auch Chancen aufgezeigt, wie zum Beispiel die Nutzung des Elbschlicks zum Deichbau.


Maritimer Tod und maritime Denkmäler an der Unterelbe

Prof Dr Norbert Fischer, Universität Hamburg

Der Titel des Vortrags von Prof. Fischer ließ fast schon ein Kriminalstück erwarten. Es war dann doch ein geschichtlicher Exkurs, dabei aber nicht weniger dramatisch. Prof. Fischer bot einen Einblick in die Historie der Kartierung der Elbe und die Errichtung der Leuchtfeuer entlang des Flusses, beides Maßnahmen, um auf dem sich ständig wandelnden Tiderevier sicher navigieren zu können.
Trotz aller Anstrengungen konnten Havarien dennoch nicht vermieden werden. Damit war der Bogen gespannt zu den Wracks in der Elbe. Ausführlicher ging der Vortrag auf die Primus-Katastrophe von 1902 ein, bei der ein Ausflugsdampfer vor Nienstedten sank und über 100 Menschen ihr Leben verloren.
Auch Sturmfluten haben über die Jahrhunderte immer wieder Todesopfer gefordert. Die verheerendsten Sturmfluten wurden etwas genauer betrachtet, ebenso die entsprechenden Mahnmale entlang der Elbe.
Die Mahnmale waren auch Thema der anschließenden Diskussionsrunde. Frau Dr. Köster-Hetzendorf, selbst Bewohnerin und ehemalige Bürgermeisterin von Grünendeich, beschrieb ein Beispiel aus dem Ort an der Lühe und schilderte die Situation in einer flutgefährdeten Region aus Sicht der betroffenen Bürger.


Zwischen Grubensohle und Firstbalken – Denkmalpflege in Buxtehude

Dr. Bernd Habermann, ehem. Hansestadt Buxtehude / Fachgruppe Bauordnung, Denkmalschutz und Denkmalpflege

Denkmalpflege, ein Thema das zunächst trocken klingt, entpuppte sich dank des lebhaften Vortrags von Dr. Habermann als äußerst spannend. Einblicke in die praktische Arbeit, dokumentiert mit Fotos von Grabungen und Restaurierungen zeigten die Ausgrabung des alten Klosters, Gehöfte bei Immenbeck oder zufällige Funde der alten Hafenanlagen am Moortor.
Ausführlicher betrachtet wurde der Fleth und dessen Bedeutung als älteste künstliche Hafenanlage im nordeuropäischen Raum, die Kirche als herausragendstes Gebäude in Buxtehude, sowie die technisch aufwändige Restaurierung der Kattau-Mühle.
Auch immer wieder spannend: die vielen Zeitkapseln, wie Dr. Habermann sie nannte. Dachböden, Mauerreste oder Möbelstücke im Originalzustand, die bei Renovierungsarbeiten unerwartet auftauchten. Abgerundet wurde der Vortrag durch einen Blick auf Buxtehudes Stadtgeschichte von der Gründung bis zur Gegenwart, ein Thema das allerdings den Zeitrahmen hätte sprengen können und mit einem Verweis auf einen lohnenswerten Besuch des Buxtehude-Museums abgekürzt wurde.


Sonntag, 11.9.2022

Denkmalpflege in Buxtehude

Der Sonntag begann erneut mit dem Vortrag von Dr. Habermann. Das war auch gut so, bot es doch einem breiteren Publikum die Möglichkeit der Teilnahme. Diese Möglichkeit wurde besonders von alteingesessenen Buxtehudern genutzt. Gerade diese Zielgruppe fand auf den gezeigten Fotos immer wieder Bezüge zu eigenen Erinnerungen und Erlebnissen, was sich deutlich in der anschließenden Diskussion zeigte.

 

Leuchtturm Roter Sand – kulturhistorisches Denkmal in der Außenweser

Volker Siemers, Förderverein Leuchtturm Roter Sand e.V.

Das älteste Offshore-Bauwerk der Welt steht in der Wesermündung. Mit dem Baubeginn im Jahr 1883 begann Volker Siemers seine Präsentation über dieses maritime Wahrzeichen. Als aktiv an der Restaurierung Beteiligter, hat er über mehrere Jahre die einzelnen Arbeitsschritte in Fotos festgehalten.
Seine Fotos und Erinnerungen nahmen das Publikum mit zum Leuchtturm und auf eine Führung durch den Turm. Begonnen mit der Anreise, die ausschließlich per Schiff, und damit auch immer nur wetterabhängig möglich ist, ging es über eine schmale Gangway vom schwankenden Schiff in das Unterdeck des Turms. Deck für Deck ging es über die alte Wendeltreppe von unten nach oben. Vom Unterdeck zum Schlafdeck mit seinen originalgetreuen Kojen, weiter in das Kombüsendeck mit einem alten – leider nicht mehr Originalofen, über das Deck mit dem Dienst- und Wachraum und seinen nautischen und technischen Geräten, bis hoch zum Laternendeck, wo sich die große Fresnel-Linse und das kleine Sektorenfeuer befinden. Schließlich ging es noch nach draußen auf die Galerie mit ihrem sensationellen Ausblick.
Leider muss es bis auf Weiteres bei einer Schilderung bleiben, denn die lange Zeit sehr beliebte touristische Nutzung ist zur Zeit nicht möglich.


Denkmalschutz und seine Aufgaben in der Gegenwart

Dr Volker Drecktrah, Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Über die Entwicklung des Denkmalschutzes in der Region berichte Dr. Drecktrah in seiner Funktion als ehrenamtlicher Mitarbeiter der Deutschen Stiftung Denkmalschutz im Ortskuratorium Stade. Dabei wurden das Warum und Wie betrachtet, sowie die rechtlichen Grundlagen und einige Begriffsbestimmungen erläutert. Abschließend folgte noch ein Ausblick auf das umfangreiche Projekt Festung Grauerort.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ist die größte private Initiative für Denkmalpflege in Deutschland. Sie setzt sich seit 1985 kreativ, fachlich fundiert und unabhängig für den Erhalt bedrohter Baudenkmale ein. 

Information und Begegnung an Bord

Am Samstag war die Besucherzahl noch etwas verhalten, am Sonntag schon deutlich höher. Das Publikum, das den Weg an Bord fand, kam durchweg gezielt zu den jeweiligen Vorträgen und war äußerst interessiert an den Themen. Dieses Interesse wurde auch nicht enttäuscht. Beiträge von hoher Qualität, lebhaft vorgetragen, mit der Möglichkeit zur Diskussion im Anschluss. Die Organisation lief reibungslos, der Zeitplan ging auf, die „Margareta“ hat sich einmal mehr als Veranstaltungs- und Begegnungsort bewährt. So endete die Veranstaltung für den Förderverein mit großer Zufriedenheit.

Die Vergangenheit wird Teil der Gegenwart. Man kann sie berühren und glaubt, sie unmittelbar zu erfahren, wenn man sich die Geschichten vergegenwärtigt, die hinter den Denkmälern stehen